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Kommunikationspsychologie und Neue Medien

Dr. Fabian Hutmacher über motiviertes Denken in der COVID-19-Pandemie

14.01.2022

Wie motiviertes Denken unsere Einschätzungen bezüglich der COVID-19-Pandemie beeinflusst, das erklärt Dr. Fabian Hutmacher im Main Echo.

Wenn wir Informationen aufnehmen, so Dr. Fabian Hutmacher vom Lehrstuhl für Kommunikationspsychologie und Neue Medien, dann geschehe das nicht immer objektiv und rational. Unsere Informationsverarbeitung sei auch abhängig „von unseren Einstellungen, Motiven oder Wert- und Welthaltungen“, erläutert Hutmacher im Interview mit Michaela Schneider vom Main Echo.

Begegnen wir beispielsweise Informationen, die unserem Weltbild entsprechen, so denken wir meist: „Das habe ich mir immer schon gedacht.“ Begegnet man allerdings Informationen, die unserem Weltbild zuwiderlaufen, so würden andere Prozesse in Gang gesetzt: Die Sache käme einem dann komisch vor, man reagiere erst einmal ungläubig. „Es gibt Studien, die zeigen, dass dann bestimmte Prozesse einsetzen und man zum Beispiel Gegenargumente sucht oder sich überlegt, weshalb man Daten vielleicht doch anders interpretieren sollte“, führt Hutmacher weiter aus.

Das zeige sich auch in einer neuen Studie, die er und Prof. Dr. Markus Appel – ebenfalls vom Lehrstuhl für Kommunikationspsychologie und Neue Medien – während der COVID-19-Pandemie durchgeführt haben. Dabei wurde den Proband:innen glaubhaft gemacht, sie würden wissenschaftliche Daten zum Thema Masken im Schulunterricht lesen. Ein Teil der Teilnehmer:innen bekam dabei Daten, die suggerierten, dass Masken gegen Sars-CoV-2 unwirksam seien – die anderen lasen das Gegenteil. „Die Proband:innen verarbeiteten die Studien in Übereinstimmung mit ihrer Voreinstellung. Wer die Maskenpflicht befürwortete, überschätzte ihre Wirksamkeit. Wer sie ablehnte, unterschätzte diese“, fasst Hutmacher die Ergebnisse zusammen.

Trotzdem gebe es auch einen Lichtblick: Personen, die über bessere mathematische und statistische Kenntnisse verfügten, verarbeiteten die Informationen genauer und objektiver. Zwei Empfehlungen hat Hutmacher daher für die Politik, um die Akzeptanz von Corona-Maßnahmen zu verbessern: Einerseits Informationen so einfach und klar wie möglich darstellen – andererseits verstärkte Förderung mathematischer und statistischer Fähigkeiten.

Hier geht’s zum Artikel im Main Echo: https://www.main-echo.de/regional/franken-bayern/warum-das-weltbild-objektives-urteil-erschwert-art-7458329

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