Dr. Fabian Hutmacher im Interview mit dem Deutschlandradio über Soziale Medien und psychische Gesundheit von Kindern
08/08/2024Der amerikanische Psychologe Jonathan Haidt sieht Social Media als wichtigen Grund für eine „Epidemie“ mentaler Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Dr. Fabian Hutmacher beleuchtet das Thema im Interview auch von anderen Seiten.
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk nimmt Dr. Fabian Hutmacher Stellung zum populärwissenschaftlichen Buch „The Anxious Generation: How the Great Rewiring of Childhood Is Causing an Epidemic of Mental Illness“ (auf Deutsch „Generation Angst“) des US-amerikanischen Psychologen Jonathan Haidt. Das Buch landete auf der New York Times Bestsellerliste – und befeuerte gerade in letzter Zeit die Debatte um einen vermuteten Zusammenhang zwischen sozialen Medien und Wohlbefinden, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. So haben laut Haidts Ausführungen soziale Medien zu einem massiven Anstieg psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen geführt. Dr. Fabian Hutmacher kritisiert hingegen diese einseitige Darstellung der Debatte und beleuchtet das Thema etwas breiter. Ihm zufolge müsse man das Thema genau genommen auf zwei Fragen aufteilen: Erstens, wie steht es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen generell; zweitens, wie hängt diese mit der Nutzung sozialer Medien zusammen?
Die erste Frage ist laut Hutmacher schwierig zu beantworten: So seien in Deutschland vor allem die COVID-19-Pandemie und ihre Nachwirkungen als Faktor für steigende Zahlen psychischer Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter zu verzeichnen. Manchen Quellen zufolge ließe sich auch in anderen Altersgruppen ein Anstieg bemerken.
Es gebe zudem zwar Evidenz für negative Einflüsse von Social-Media-Nutzung auf das Wohlbefinden, zum Beispiel durch soziale Vergleiche mit anderen Nutzern und Nutzerinnen. Gleichzeitig existieren aber auch positive Effekte: Und die scheinen insgesamt die negativen Effekte auszubalancieren, stellt Dr. Fabian Hutmacher klar. So bleibe letztendlich kaum mehr ein Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und der Nutzung sozialer Medien übrig. Beispielsweise können soziale Medien Hutmacher zufolge die Kreativität fördern und bieten zudem die Möglichkeit, soziale Kontakte unabhängig von geographischen Entfernungen zu pflegen.
Dr. Hutmacher rät Eltern daher, die Kinder bei der Mediennutzung zunächst an die Hand zu nehmen und langfristig deren Autonomie im Umgang mit sozialen Medien zu fördern.
Mehr zum Thema finden Sie in dieser Pressemitteilung sowie in dem von Forschenden unseres Lehrstuhls herausgegebenen Lehrbuch „Digital ist besser?! Psychologie der Online- und Mobilkommunikation“.
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