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    Aktuelle Publikationen

    KI schlägt Menschen – aber nicht immer

    Eine Studie vergleicht kreative Leistungen von Menschen und KI in zwei Kreativitätstests. Mit verbesserten Bedingungen für die menschlichen Teilnehmenden (mehr Zeit, andere Aufgabenstellung) zeigt sich: KI erzielt meist höhere Durchschnittswerte in Originalität und Assoziationsfähigkeit. Bei den besten Einzelleistungen gleichen sich Mensch und Maschine aber unter bestimmten Bedingungen an. Die Studie bestätigt frühere Befunde, deutet aber auch an: Kreativität hängt stark davon ab, wie man sie misst – und unter welchen Bedingungen sie entsteht.

    Carolus, A., Koch, M. J., & Feng, S. (2025). Time-on-task and instructions help humans to keep up with AI: replication and extension of a comparison of creative performances. Scientific Reports, 15(1), 1-17.

    KI-Kompetenz messbar machen: Entwicklung einer objektiven Skala

    Künstliche Intelligenz ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken – umso wichtiger wird es, dass Menschen zumindest grundlegendes Verständnis davon entwickeln, wie die Technologie funktioniert. Genau dafür braucht es sogenannte KI-Kompetenz („AI Literacy“). Die Publikation stellt mit der AICOS-Skala ein neues Messinstrument vor, das diese Kompetenz objektiv und zuverlässig erfasst. Es berücksichtigt aktuelle Entwicklungen wie generative KI (z. B. ChatGPT) und baut auf bewährten wissenschaftlichen Grundlagen auf. Erste Tests zeigen: Die Skala ist vielseitig einsetzbar – etwa in Bildungseinrichtungen oder der Arbeitswelt – und hilft dabei, gezielte Lernangebote zu entwickeln.

    Markus, A., Carolus, A., & Wienrich, C. (2025). Objective Measurement of AI Literacy: Development and Validation of the AI Competency Objective Scale (AICOS). arXiv preprint arXiv:2503.12921.

    Größer ist nicht immer besser: eine Studie zu Datendarstellungen in sozialen Räumen

    Wie beeinflusst die Größe von physischen Datendarstellungen das soziale Miteinander in Ausstellungen und Museen? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir in einer Laborstudie untersucht, wie viel soziale Interaktion zwischen zwei Personen stattfindet, wenn sie mit Datendarstellungen in zwei unterschiedlichen Größen interagieren. Die Ergebnisse zeigen keinen klaren Vorteil größerer Objekte – und werfen damit Fragen nach der Nachhaltigkeit solcher Designentscheidungen auf.

    Tamara Friedenberger and Jörn Hurtienne. 2025. Size Doesn’t Matter? Down-Scaling a Data Physicalization Does Not Measurably Change Viewers’ Mediated Social Interactions. In Proceedings of the Nineteenth International Conference on Tangible, Embedded, and Embodied Interaction (TEI '25). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, Article 6, 1–14.
    https://doi.org/10.1145/3689050.3704947

     

    How a Clinical Decision Support System Changed the Diagnosis Process: Insights from an Experimental Mixed-Method Study in a Full-Scale Anesthesiology Simulation

    In einer mixed-method Studie untersuchten wir die Auswirkungen eines Entscheidungsunterstützungssystem auf die Entscheidungsfindung in Anästhesieteams während simulierter Krisen im Operationssaal. Das Entscheidungsunterstützungssystem homogenisierte die Entscheidungsfindung, stärkte das Pflegepersonal und führte zu Reibungen zwischen analytischem und intuitivem Denken.

    Sara Wolf, Tobias Grundgeiger, Raphael Zähringer, Lora Shishkova, Franzisca Maas, Christina Dilling, and Oliver Happel. 2025. How a Clinical Decision Support System Changed the Diagnosis Process: Insights from an Experimental Mixed-Method Study in a Full-Scale Anesthesiology Simulation. In Proceedings of the 2025 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI '25). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, Article 257, 1–23.
    https://doi.org/10.1145/3706598.3713372

    Honorable Mention

    AR Cue Reliability for Interrupted Task Resumption Affects Users' Resumption Strategies and Performance

    Hinweise, die über augmented reality angezeigt werden, helfen Usern bei der Wiederaufnahme von unterbrochenen Aufgaben. Wir konnte zeigen, dass auch Hinweisreize mit einer reduzierten Reliabilität immer noch bei der Wiederaufnahme helfen, aber die User ihre Wiederaufnahmestrategien anpassten.

    Kilian L Bahnsen, Emma Dischinger, and Tobias Grundgeiger. 2025. AR Cue Reliability for Interrupted Task Resumption Affects Users' Resumption Strategies and Performance. In Proceedings of the 2025 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI '25). Association for Computing Machinery, New York, NY, USA, Article 1224, 1–12.
    https://doi.org/10.1145/3706598.3713685

    Honorable Mention

    Können Erkennungssysteme mit virtuellen Szenarien trainiert werden, um sozialer Kontexte zu erkennen?

    Damit Roboter oder andere technische Systeme dazu in der Lage sind, wirklich sozial interaktiv und unaufdringlich zu sein, müssen sie den sozialen Kontext einer Situation verstehen. Ein Training mit Datensätzen aus der realen Welt ist oft teuer, zeitaufwändig und nicht skalierbar. In diesem Paper haben wir untersucht, ob virtuell simulierte soziale Kontexte als Trainingsdaten für Kontexterkennungssysteme, aber auch als Stimuli-Material für Nutzerstudien geeignet sind.

    Ganal, E., Fiolka, A., Christen, A., & Lugrin, B. (2024). The Applicability of Using Virtual Social Contexts as Stimuli and Training Material for Social Context Research. Proceedings of the 24th ACM International Conference on Intelligent Virtual Agents (IVA), 1–9. (IVA Best Paper Nominee)
    https://doi.org/10.1145/3652988.3673950

    Die Psychologie in der Krise?

    Die Psychologie steht vor drei großen Krisen: die Replikationskrise, weil Forschungsergebnisse häufig nicht reproduziert werden können, die Universalitätskrise, weil Variationen über Kulturen und Zeit hinweg oft nicht berücksichtigt werden, und die Theoriekrise, weil Theorien häufig unzureichend entwickelt sind. Für jedes dieser Probleme werden Chancen und Lösungsansätze vorgestellt.

     

    Hutmacher, F., & Franz, D. J. (2025). Approaching psychology’s current crises by exploring the vagueness of psychological concepts: Recommendations for advancing the discipline. American Psychologist 80(2), 220–231. https://doi.org/10.1037/amp0001300

    Beeinflussen uns Heimat-Slogans in der Wahlwerbung von Parteien?

    Gerade in Zeiten großer Unsicherheit und Unbeständigkeit flüchten sich die Menschen gern ins Vertraute und Heimelige. Kein Wunder, dass auch Parteien mit Heimat-Slogans versuchen, die Stimmabgabe der Wählende bei Wahlen zu beeinflussen. In dieser Studie zeigt sich anhand einer Wahlwerbung der CSU, dass es weniger der Heimatbezug im Slogan ist, der entscheidend sein kann, sondern vielmehr, ob die werbende Partei an sich mit der Heimat in Verbindung gebracht wird.

    Mayer, F. & Schramm, H. (2024). Everybody Votes for Heimat: A Study to Examine the Affective Influence of Feelings of Heimat on the Persuasive Impact of Political Advertising. Frontiers in Communication, 9, Artikel 1310441. https://doi.org/10.3389/fcomm.2024.1310441

    Hilfreich oder herablassend? Wie Foreigner-Directed Speech durch virtuelle Agenten von Schwarzen Nicht-Muttersprachler:innen wahrgenommen wird

    In dieser Studie wurde untersucht, wie nicht-muttersprachliche Schwarze Personen in Deutschland Foreigner-Directed Speech (FDS), sprachliche Anpassungen von Muttersprachler:innen, wahrnehmen, wenn diese von intelligenten virtuellen Agenten (IVAs) eingesetzt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass FDS das Sprachverständnis nicht verbessert und mit zunehmender Sprachkompetenz sowie insbesondere bei Agenten, die nicht der Ethnie der Teilnehmenden entsprechen, eher negativ bewertet wird. Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse zur Wirkung von FDS aus der Perspektive Betroffener und belegt die Übertragbarkeit soziolinguistischer Effekte auf virtuelle Agenten.

    Bediako Akuffo, O., C. & Lugrin, B. (2025). Investigating the Perspective of Non-Native Speakers on Foreigner-Directed Speech using Virtual Agents: The Role of Racial Ingroup Affiliation and Language Proficiency on Perception and Comprehension. Proc. of the 24th International Conference on Autonomous Agents and Multiagent Systems (AAMAS '25) (p. 59-68).
    https://doi.org/10.5555/3709347.3743517

    Sind Mainstream-Musikradiosender noch zu retten?

    Die großen Musikradiosender wie z.B. Antenne Bayern verlieren aufgrund der Konkurrenz durch Musikstreamingdienste von Jahr zu Jahr mehr Hörer und Hörerinnen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Ist dieser Trend aufzuhalten? Müssen Mainstream-Musikradiosender so langsam umdenken, um nicht irgendwann ganz vom Markt zu verschwinden? In diesem Artikel zeigen wir sechs zentrale Probleme des derzeitigen linearen Mainstream-Musikradios auf und präsentieren mögliche Lösungen für die Gestaltung attraktiverer und zeitgemäßer Programme.

    Schramm, H. & Mayer, F. (2024). Challenges to and Perspectives on Mainstream Music Radio Programs in Germany. Journal of Broadcasting & Electronic Media, 68(1), 107-124. https://doi.org/10.1080/08838151.2023.2276805 

    Wie kann farbiges Licht das Robotic Storytelling unterstützen?

    In einer Studienserie wurde der Einsatz farbigen Raumlichts im Robotic Storytelling untersucht. Während die Adaption von Techniken aus Film und Gaming die Storytelling Experience nicht zusätzlich verbessert, zeigen die Ergebnisse, dass sowohl an die in der Geschichte beschriebene Umgebung angepasstes Licht, als auch Licht, dass die Erkennung der vom Roboter dargestellten Emotionen verbessert, von den Rezipierenden positiv bewertet wird.volle und Detektivgeschichten findet sich dagegen kein positiver Einfluss - es liegt also eine Genreabhängigkeit vor.

    Steinhaeusser, S. C., Maier, S., & Lugrin, B. (2025). Integrating Colored Lights into Multimodal Robotic Storytelling. Empathic Computing, 1(2), p. 202404.
    https://doi.org/10.70401/ec.2025.0008

    Sprachniveau in TV-Nachrichten beeinflusst Wissenserwerb und Glaubwürdigkeit

    Eine experimentelle Studie von Lange, Lörch und Schwab zeigt, dass ein einfaches Sprachniveau in Fernsehnachrichten – wie es etwa bei logo! verwendet wird – den Wissenserwerb der Rezipient:innen deutlich fördert. Zugleich wurde die Glaubwürdigkeit öffentlicher Nachrichtenangebote im Vergleich zu privaten als höher wahrgenommen. Auch zeigte sich, dass das wahrgenommene Sprachniveau signifikant mit der empfundenen mentalen Anstrengung korreliert.

    Für diese Publikation wurden die Autor:innen mit dem SComS Best Paper Award 2024 ausgezeichnet.
    Lange, B. P., Lörch, S., & Schwab, F. (2024). Zwischen Wissenserwerb und wahrgenommener Glaubwürdigkeit: Effekte unterschiedlicher sprachlicher Gestaltung in den Fernsehnachrichtensendungen Tagesschau, RTL aktuell und logo! Studies in Communication Sciences (SComS).

     

    Der Einfluss von Lernzielen auf das Lernen mit Informative Narratives

    Informative Narratives, die versuchen mithilfe von Geschichten Lernen anzuregen, führen häufig zu Selbstüberschätzung und geringerem Lernerfolg als expositorische Texte. Mengelkamp, Golke und Appel zeigen nun, dass der Lernerfolg unter anderem von den Lernzielen abhängt, mit denen Lernende an Informative Narratives herangehen. 

    Mengelkamp, C., Golke, S., & Appel, M. (2025). Effects of reading goal instructions on the comprehension and metacomprehension of informative narratives. Applied Cognitive Psychology, 39(2), Article e70036. https://doi.org/10.1002/acp.70036

     

    Neue Erkenntnisse zu Diversity Washing in der Markenwerbung

    Markenprodukte werden auch durch Influencer und Influencerinnen beworben, in den letzten Jahren zunehmend durch Pro-Diversitäts-Aussagen. In dieser Studie zeigen wir, dass sich die Wahrnehmung von Diversity Washing bei vagen (im Gegensatz zu konkreten) Aussagen verstärkt, wenn wir das Gefühl haben, dem Influencer oder der Influencerin sehr ähnlich zu sein. Grund dafür sind verstärkte parasoziale Prozesse, die ein kritisches Hinterfragen der Werbebotschaft begünstigen.

    Olbermann, Z., Schrand, H. & Schramm, H. (2024). You Are So Much Like Me – You Just Have to Tell the Truth. Impact of User-Influencer Similarity on Parasocial Interactions in the Perception of Diversity Washing in Advertising. Journal of Current Issues & Research in Advertising. https://doi.org/10.1080/10641734.2024.2310062

    Die Wahrnehmung von Handlungsfähigkeit und Erfahrung in KI-generierter Kunst

    Künstliche Intelligenzen erfahren in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit – so auch in der Kunst. In ihrer Studie untersuchen Messingschlager und Appel, inwiefern Menschen KI Handlungsfähigkeit und die Möglichkeit zuschreiben, Erfahrungen machen zu können. Diese Zuschreibungen haben wiederum einen Einfluss auf die Einschätzung von Kunstwerken: Je höher die zugeschriebene Handlungsfähigkeit und Möglichkeit, Erfahrungen machen zu können, desto höher die Wertschätzung für ein Kunstwerk. 

    Messingschlager, T. V., & Appel, M. (2025). Mind ascribed to AI and the appreciation of AI-generated art. New Media & Society, 27(3), 1673–1692. https://doi.org/10.1177/14614448231200248