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    „War Ihnen das jetzt zu nah?“

    03.10.2016

    Dr. Benjamin P. Lange trat zusammen mit Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis in der TV-Sendung „Das Experiment“ auf und erklärte menschliches Verhalten und Erleben im Kontext von Nähe und Distanz. Was verrät unsere Körpersprache?

    „Bleib mir bloß vom Leib!“ – „Rück mir nicht so auf die Pelle!“ – „Fass mich nicht an!“ – „Finger weg!“ Alle Menschen kennen das Gefühl, wenn ihnen jemand zu nah kommt – näher, als sie das möchten. Dabei hängt es davon ab, wer die Nähe sucht und wie nah diese Person kommt. Die auf den Anthropologen Hall zurückgehende und vor etwa einem halben Jahrhundert entwickelte Lehre der Proxemik, die heute gleichermaßen der Psychologie wie der Kommunikationswissenschaft zugehörig betrachtet wird, erklärt genau dieses und ähnliche Phänomene im Kontext von Nähe und Distanz.

    Menschen kommunizieren demnach nicht nur mit Sprache sowie mit Gestik und Mimik, sondern auch dadurch, wie sie sich im Raum positionieren. Und der Prototyp dieser Raumkommunikation ist eben Nähe- und Distanzverhalten.

    So haben die meisten Menschen eine Intimzone, die bei Berührung beginnt und etwa einen halben Meter weit reicht. Diese Zone endet also knapp eine Armlänge von uns entfernt. In diese Zone dürfen nur enge Vertraute wie z.B. Partner oder Familienmitglieder eintreten. Tritt ein Unbefugter in diese Zone ein, kommt es auf Erlebensebene zu Unwohlsein und Stresssymptomen und auf Verhaltensebene zu Abwehr- oder Fluchtreaktionen. Woher kommt das?

    Und gibt es nicht Situationen, in denen wir diese starke Nähe in Kauf nehmen, etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Aufzug? Wie gehen wir mit diesen an sich zutiefst unangenehmen Situationen um? Welche psychologischen Strategien haben Menschen, um mit den Dimensionen Nähe und Distanz und Raum im Allgemeinen umzugehen?

    Und sind das Unwohlsein und die Abwehrreaktionen beim Eingriff in unsere Intimzone immer gleich, solange der Eindringling bloß ein Fremder ist? Oder lassen wir manche Fremde näher an uns heran als andere Fremde? Welche Rolle spielt z.B. das Geschlecht? Ist es egal, ob ein Mann einer Frau oder einem anderen Mann zu nahe kommt? Und was passiert, wenn eine Frau einem Mann oder einer anderen Frau zu nahe kommt? Dürfen uns attraktive Menschen näher kommen als unattraktive, selbst wenn wir sie überhaupt nicht kennen? Welche Rolle spielen Alter und soziale und ethnische Zugehörigkeit? Und was sollten Sie bei der Platzwahl bei Ihrem nächsten Restaurantbesuch beachten?

    Zahlreiche Experimente mit versteckter Kamera lieferten Antworten auf diese Fragen. Dr. Lange kommentierte die entsprechenden Aufnahmen und erklärte im Gespräch mit Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis, was diese Experimente verraten und wie die Fragen kommunikationspsychologisch sinnvoll zu beantworten sind und was wir ganz praktisch daraus lernen können.

    Die Sendung „Das Experiment mit Linda Zervakis“ lief am 26.9.2016 im NDR Fernsehen. Die Sendung kann in der Mediathek von ARD [LINK: http://www.ardmediathek.de/tv/NDR-Das-Beste-am-Norden/Das-Experiment-mit-Linda-Zervakis-2/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=14049264&documentId=37961818] nachgesehen werden. Weitere Informationen zur Sendung finden sich hier [LINK: http://www.ndr.de/fernsehen/epg/import/Was-unsere-Koerpersprache-verraet,sendung558560.html].

     

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