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Psychology of Communication and New Media

Was ist eigentlich Soziale Wahrnehmung?

10/05/2021

Warum gerade Lehrer:innen wissen sollten, was Soziale Wahrnehmung ist. Darüber spricht Dr. Silvana Weber im Podcast Wissenschaft und Schule des Kultusministeriums Bayern.

Soziale Wahrnehmung sei die Wahrnehmung und Interpretation sozial relevanter Information, so Weber. Sie basiere auf Merkmalen wie beispielsweise der Gruppenzugehörigkeit einer Person und sei wichtig, um andere Personen und Gruppen besser einschätzen zu können.

Soziale Wahrnehmung werde stark von tief verankerten Stereotypen beeinflusst, die wir aufgrund bestimmter Gruppenzugehörigkeiten hegten. Solche Stereotypen vereinfachten uns das Leben, denn im Alltag fehlten den Menschen schlicht die Ressourcen, um alles systematisch zu analysieren. Einerseits funktioniere das oft gut – andererseits führe das aber auch zu Phänomenen wie der „Self-Fulfilling Prophecy“. Beispielsweise würden Schüler:innen mit Migrationshintergrund häufig als „faul“ oder weniger leistungsstark wahrgenommen. Schüler:innen aus dem asiatischen Raum hingegen werde häufig nachgesagt, dass sie besonders gut in Mathe seien: was sich aber auch negativ auf die Wahrnehmung der Schüler:innen in nichtmathematischen Fächern auswirken könne.

Das Problem der "Self-Fulfilling Prophecy" sei, dass Lehrer:innen nach einem meist unbewusst getroffenen Urteil das Kind entsprechend behandeln. Ein als faul eingeschätztes Kind werde beispielsweise weniger aufgerufen oder im Unterricht angesprochen. Das führe wiederum dazu, dass das Kind desinteressierter werde. Es kann sich durch die fehlende Ansprache nicht angemessen am Unterricht beteiligen. Letztendlich würden sich die unbewussten Stereotype irgendwann selbst bestätigen – obwohl sie anfangs gar nicht gestimmt hatten. Diesen Effekten könne man aber glücklicherweise entgegenwirken: Zunächst helfe es bereits, sich diese Effekte einfach bewusst zu machen. Als Nächstes helfe es, die eigenen Urteile systematisch zu hinterfragen. Auch könne es hilfreich sein, sich selbst zu motivieren, möglichst korrekte Urteile zu bilden. So investiere man einen höheren kognitiven Aufwand und verarbeite Informationen sorgfältiger.

Gerade für Lehrer:innen sei es wichtig, Phänomenen wie der "Self-Fulfilling Prophecy" vorzubeugen: Denn unter Umständen beeinflusse man die schulische Laufbahn eines Kindes oder sogar dessen spätere Berufswahl.

In der Podcast-Folge mit Dr. Silvana Weber wurde noch über viel mehr gesprochen. Wer beispielsweise wissen möchte, was es mit dem „Kevin-Effekt“ oder dem „Primacy-Effekt“ auf sich hat, findet hier den Link zum Podcast:   https://www.km.bayern.de/ministerium/institutionen/schulberatung/oberpfalz/regionale-angebote.html#weber

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